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Z A H N A E R Z T E K A M M E R . A T

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ÖZZ Ausgabe 2/2025

Literatur beim Autor

Korrespondenz

Prof. Dr. med. dent. James Deschner,

Poliklinik für Parodontologie und

Zahnerhaltung, Johannes Gutenberg-

Universität Mainz,

E-Mail:

james.deschner@uni-mainz.de

Der Originalartikel

ist erschienen in der Zeitschrift

„Der Freie Zahnarzt“, 6/2023,

DOI: 10.1007/s12614-023-1174-8

© Springer Medizin Verlag

Zu dem Artikel ...

besteht darin, die beste Entscheidung für den individuellen Pa-

tienten zu treffen. Studien belegen, dass die nichtchirurgische

Parodontitis-Therapie, unter Umständen ergänzt durch adjuvan-

te Verfahren, zumBeispiel Antibiotika, sehr erfolgreich funktio-

niert. Lediglich in Einzelfällen ist noch eine regenerative oder

resektive Therapie erforderlich. Wie bereits oben erwähnt, ist

für die Behandlung einer moderaten oder fortgeschrittenen Pe-

riimplantitis zumeist eine rekonstruktive Therapie erforderlich.

Allerdings ist der Erfolg solch einer regenerativen Periimplan-

titis-Therapie limitiert. Periimplantitis-Rezidive und teilweise

auch Implantatverlust kommen trotzdem vor (Abb. 6, Abb. 7).

Für die Entscheidung, ob ein Zahn mit einer Parodontitis paro-

dontal behandelt oder besser extrahiert und durch ein Implantat

versorgt werden soll, ist es möglicherweise hilfreich, die Über-

lebensrate von parodontal behandelten Zähnen und Implantaten

zu betrachten. ZumBeispiel zeigte eine Studie, dass die jährliche

Zahnverlustrate nur 0,1–0,15 beträgt, dass also fast zehn Jahre

vergehen müssen, damit ein einziger parodontal behandelter

Zahn verloren geht. Diese sehr geringe jährliche Zahnverlust-

rate von parodontal behandelten Zähnen war auch in anderen

Studien zu beobachten.

Die Implantatüberlebensratenmit circa 95 % sind ebenfalls sehr

gut, wie Untersuchungenmit langen Beobachtungszeiten offen-

barten. Diese sehr hohenÜberlebensratenwurden in zahlreichen

Studien mit verschiedenen Implantatsystemen, -oberflächen

und -versorgungen nachgewiesen. Erwartungsgemäß ist die Im-

plantatüberlebensrate bei Raucher:innen reduziert. Zudemkom-

men technische und vor allembiologische Komplikationen (z. B.

Periimplantitis) bei Implantaten häufig vor. Studien belegen ein-

deutig, dass die Überlebens- und Erfolgsraten von Implantaten

bei Parodontitis-Patient:innen reduziert sind. Eine erfolgreiche

Parodontitis-Therapie schützt vor Implantatmisserfolg und -ver-

lust und muss daher vor jeder Implantation bei parodontal er-

krankten Patient:innen erfolgen. Andererseits ist auch klar, dass

viele Risikofaktoren (z. B. genetische Disposition, Rauchen, Sys-

temerkrankungen, Stress) für orale Entzündungen nicht durch

eine Parodontitis-Therapie und/oder Zahnextraktion beseitigt

werden und auch Einfluss auf das Überleben und den Erfolg

eines Implantats haben. Durch Extraktion eines parodontal ge-

schädigten Zahns und eine sich anschließende Implantation sind

somit die Probleme unter Umständen nur vorübergehend gelöst.

Zahnerhalt birgt aber auch Nachteile. Nicht in jedem Fall ist der

Erhalt eines parodontal geschädigten Zahnes sinnvoll. Die Pa-

rodontitis-Therapie und deren nachfolgende Evaluationen erfor-

dern eine gewisse Zeit, die unterUmständen nicht zur Verfügung

steht oder vom Patienten gewährt wird. Wenn zudem prothe-

tische Rekonstruktionen geplant sind, sollten die Pfeilerzähne

eine ausreichend gute Prognose aufweisen, die bei parodontal

geschädigten Zähnen möglicherweise nicht gegeben ist. Eine

Parodontitis kann erfolgreich therapiert werden; insbesondere

bei geschlossener Zahnreihe kann der Versuch des Zahnerhalts

trotz fortgeschrittener parodontaler Destruktion sehr sinnvoll

sein. Liegt jedoch die Priorität auf dem Kaukomfort, bieten Im-

plantate zumeist Vorteile. Schließlich kommt es bei Zähnen nach

einer Parodontitis-Therapie oftmals zu Gingiva-Retraktionen und

einem erhöhten Risiko für Wurzelkaries.

Fazit für die Praxis

Diagnostik und Therapie der Periimplantitis sind im Vergleich mit der Parodontitis deutlich erschwert.

Eine Parodontitis kann zumeist sehr erfolgreich nichtchirurgisch therapiert werden. In seltenen Fällen können zusätzlich chirurgische

Verfahren zum Einsatz kommen.

Eine Periimplantitis kann ebenfalls nichtchirurgisch behandelt werden. Fortgeschrittene periimplantäre Läsionen sollten eher chirurgisch

therapiert werden. Trotz Therapie kommen Periimplantitis-Rezidive und teilweise auch Implantatverlust vor.

Parodontale beziehungsweise periimplantäre Nachsorge und gegebenenfalls Nachbehandlung sowie eine adäquate Patientenadhärenz

sind für den langfristigen Behandlungserfolg essenziell.

W I S S E N S C H A F T L I C H E F O R T B I L D U N G

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