

Z A H N A E R Z T E K A M M E R . A T
ÖZZ Ausgabe 2/2025
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genden fortschreitenden Verlust von Stützknochen gekenn-
zeichnet (Abb. 2).
Klinische Zeichen der Periimplantitis sind Blutung auf Sondie-
rung und/oder Suppuration, erhöhte Sondierungstiefen und/
oder Rezession derMukosa, zusätzlich zum radiologischen Kno-
chenverlust im Vergleich zu früheren Untersuchungen. Beim
Fehlen vorheriger Untersuchungsdaten kann die Diagnose einer
Periimplantitis aufgrund der Kombination von Blutung und/oder
Suppuration bei schonungsvollemSondieren, Sondierungswer-
ten ≥6 mm und Knochenniveau ≥3 mm apikal des koronalsten
Endes des intraossären Teils des Implantats gestellt werden.
Laut der „Fünften DeutschenMundgesundheitsstudie“ (DMS V)
beträgt die Prävalenz der Parodontitis bei jüngeren Erwachsenen
bereits circa 50 % und steigt mit Zunahme des Alters weiter an.
Schwere Parodontitis wird mit circa 10 % angegeben. Aufgrund
der demografischen Entwicklung in Deutschland ist mit einer
Zunahme des parodontalen Behandlungsbedarfs zu rechnen.
Auch die Prävalenz der Periimplantitis ist hoch und beträgt circa
20 % auf der Patientenebene und circa 10 % auf der Implantat-
ebene.
Diagnostik
Parodontitis
: Nachdemdie Erhebung des Parodontalen Scree-
ning Index (PSI) mithilfe derWHO-Sonde ergeben hat, dass eine
Parodontitis vorliegt, wird ein umfassender Parodontalbefund
erhoben. Hierfür bedarf es lediglich einer gewöhnlichen Paro-
dontalsonde sowie einer Sonde zur Messung des horizontalen
Attachment-Verlusts, das heißt einer Furkationssonde. Kom-
plettiert wird der Befund durch Röntgenaufnahmen.
Periimplantitis
: Eine Periimplantitis zu diagnostizieren, ist
dagegen deutlich schwieriger. Ursache dafür sind häufig ein
weniger widerstandsfähiges Bindegewebe, ausladende Supra-
konstruktionen (Abb. 3), „platform switching“ und/oder Implan-
tatwindungen. Bei ausladenden Suprakonstruktionen können
zum Teil „flexible“ Parodontalsonden etwas Abhilfe schaffen.
Ideal wäre die Abnahme der prothetischen Suprakonstruktion,
was jedoch insbesondere bei zementierten Suprakonstruktionen
mit Problemen und Risiken verbunden ist.
Ätiologie
Parodontitis
: Eine Parodontitiswird durch eine dysbiotische
Mikrobiota verursacht, wobei weitere Faktoren zu Entstehung
und Progression der Erkrankung beitragen können. Es wird
davon ausgegangen, dass (fast) alle Bakterien zur Parodonti-
tis beitragen, allerdings spielen „Keystone“-Pathogene, zum
Beispiel Porphyromonas gingivalis, eine besondere, das heißt
führende Rolle. Aufgrund immunregulatorischer Störungen,
systemischer Erkrankungen oder anderer Faktoren kommt es
zu einem Zusammenbruch der Homöostase im Biofilm (Dys-
biose), dermit demZusammenbruch des Gleichgewichts zwi-
schen demmikrobiellen Angriff (dysbiotischeMikrobiota) und
den immuninflammatorischen Reaktionen darauf einhergeht.
Zu den besonders gut untersuchten Kofaktoren für eine Paro-
dontitis gehört das Rauchen. Bekannt ist, dass Raucher:innen
tiefere Zahnfleischtaschen, höheren Knochen- und Zahnver-
lust sowie eine schlechtereTherapieantwort aufweisen. Ferner
spielt die genetische Disposition für eine Parodontitis eine
große Rolle. Zudem muss bedacht werden, dass es nicht nur
ein genetisches, sondern auch ein epigenetisches Risiko für
eine Parodontitis gibt.
Das bedeutet, dass es nicht nur eine Rolle spielt, ob ein Mensch
Gene besitzt, die eine Parodontitis fördern, sondern auch, ob
solche Gene „an- oder ausgeschaltet“ sind. Auch Allgemein-
erkrankungen (systemische Erkrankungen), zum Beispiel ein
schlecht eingestellter Diabetes mellitus, erhöhen das Risiko
für eine Parodontitis. Prävalenz und Schweregrade der Paro-
dontitis bei einem schlecht eingestellten Diabetes mellitus sind
W I S S E N S C H A F T L I C H E F O R T B I L D U N G
Z u m H e r a u s n e h m e n u n d S a mm e l n
Abb. 2
Periimplantitis. a) Gesunde periimplantäre Knochenverhältnisse,
b) Periimplantitis
Abb. 3
Ausladende
Suprakonstruktion