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Z A H N A E R Z T E K A M M E R . A T

ÖZZ Ausgabe 3/2025

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Einteilung

So unterschiedlich die Hypothesen zur Entstehung dieser Form-

anomalien sind, genauso unterschiedlich sind auch die Klassi-

fizierungen. Die gängigste Einteilung dürfte jene nach Oehlers

(1957) sein (Typen siehe auch Abb. 2):

Typ I

: Die Invagination ist minimal, begrenzt auf die Zahn-

krone. Ihre Ausdehnung reicht bis maximal zur Schmelzze-

mentgrenze.

Typ II

: Die Invagination überschreitet die Schmelzzement-

grenze nach apikal, bleibt aber innerhalb derWurzel. Sie kann

mit der Wurzelpulpa kommunizieren.

Typ IIIa

: Die Invagination liegt innerhalb der Zahnwurzel und

kommuniziert zudemüber eine laterale Verbindung mit dem

Parodont.

Typ IIIb

: Die Invagination reicht bis zur Wurzelspitze und

kommuniziert dort mit dem Parodont. Im Regelfall keine

Kommunikation mit der Wurzelpulpa.

Die Häufigkeit wird zwischen 0,3% und 10% angegeben. Amhäu-

figsten betroffen sind die seitlichen Oberkieferschneidezähne,

wobei grundsätzlich jedoch alle Zähne betroffen sein können,

ebenso Milchzähne.

Radiologisch typisch ist die tropfenförmige mit Schmelz ausge-

kleidete Einziehung (Invagination), die je nach Ausprägung ledig-

lich als vertiefte intrakoronale Einstülpung (Typ I) erkennbar ist

oder als zapfenförmiges Gebilde in denWurzelkanal (Typ II) reicht.

Bei komplexen diagnostischen und therapeutischen Fragestellun-

gen kann die 3-dimensionale digitale Volumentomographie (DVT)

zusätzlich zu den 2-dimensionalen Röntgenbildern hilfreich sein.

Aufgrund der atypischen Anatomie im Bereich der klinischen

Zahnkrone und fallweise auch in den tieferenWurzelabschnitten,

ist die Behandlung sowohl der Invagination, als auch – sofern

beteiligt – desWurzelkanals stets eine Herausforderung für den

Zahnarzt. Daher ist eine frühzeitige Diagnostik eines Dens inva-

ginatuswichtig, umeventuelle prophylaktischeMaßnahmen (z.B.

Versiegelung tiefer Grübchen und Fissuren) durchzuführen und

komplexe endodontische Maßnahmen zu vermeiden. Klinische

Hinweise auf einen Dens invaginatus können sein: Formasym-

metrien korrespondierender Zähne im rechts-links-Vergleich,

zapfenzahnähnliche Morphologie, sichtbare und sondierbare

Öffnungen an Palatinal- und Okklusalflächen, vergrößertes pa-

latinales Cingulum, inzisale Einkerbungenmit labialen Rillen oder

akzessorische Höcker (talon cusp).

Therapie

Die Therapie sollte stets minimalinvasiv sein und sich an der

Ausprägung der Invagination orientieren. Bei InvaginationenTyp I

nach Oehlers sollte alsbald nach Diagnosestellung und entspre-

chender Compliance des Patienten – idealerweise sollte Kof-

ferdam-Applikation möglich sein – der Zugang zur Invagination

gereinigt und adhäsivtechnisch verschlossen werden. Sollte die

Invagination ein sondierbares Lumen aufweisen, so spricht nichts

gegen einemechanische Erweiterung und Reinigung der Einstül-

pung entsprechend dem Vorgehen bei Typ II.

Bei Invaginationen Typ II nach Oehlers kommt es durch die tief-

erreichenden Einstülpungen zuHohlraumbildungen, in denen sich

Bakterien ansammeln, Karies sich bilden und es zu Affektionen

der Wurzelpulpa kommen kann. In diesen Fällen ist es sinnvoll,

den Zugang zur Invagination mit Diamantschleifern zu erweitern

und den „Pseudokanal“ mit Handfeilen zircumferentiell zu be-

arbeiten undmit desinfizierenden, allfällig auch schallaktivierten

Spüllösungen zu reinigen. Abschließendwird die Invaginationmit

Guttapercha und einer Wurzelkanalfüllpaste oder mit einem hy-

draulischen Silikatzement (medizinischer Portlandzement) dicht

verschlossen. Das Aufbereiten der irregulären, mit schmelzar-

tigem Mineral ausgekleideten Hohlraumwände mit maschinell

rotierenden Feilensystemen kann nicht empfohlen werden, da

das Risiko einer Verkantung und Bruchgefahr hoch ist. Die Zu-

gangskavität wird mittels der Säure-Ätztechnik und Composite

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