Z A H N A E R Z T E K A M M E R . A T
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ÖZZ Ausgabe 3/2025
A U S D E R P R A X I S
Die Erfahrungen des Teams der Österreichischen Krebshilfe zei-
gen, dass ein überwiegenderAnteil der Jugendlichen inÖsterreich
Nikotinprodukte konsumiert. Heutzutage ist dabei weniger die
herkömmliche Zigarette gemeint, sondern vielmehr neue Produk-
te wie Snus oder Pouches, Shisha und E-Zigaretten. Die große
Gefahr dabei: Falsche Werbeversprechen von Tabakkonzernen,
Influencer:innen oder selbsternannten Expert:innen verharm-
losen die neuen Nikotinprodukte, verschweigen Suchtpotenzial
und Gesundheitsrisiken und empfehlen sie gar als Produkte zur
Entwöhnung. Auch vielen Erziehungsberechtigten sind die Risi-
ken dieser Produkte oft nicht bewusst, da sie nur wenig oder gar
nicht darüber Bescheidwissen und der Konsum imGegensatz zu
Zigaretten vordergründig nicht sofort zu bemerken ist.
Suchtgefahr dreimal so hoch
wie bei Zigaretten
Studien aus Schweden
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sowie Gespräche mit Ärzt:innen (HNO,
Zahnärzt:innen, Internist:innen) zeigen, dass vor allem Niko-
tinbeutel schon nach kurzer Zeit gravierende gesundheitliche
Probleme verursachen. DieNikotindosen sind drei- bis viermal so
hochwie bei herkömmlichen Zigaretten, wodurch das Aufhören
aufgrund der starken Abhängigkeit trotz Nebenwirkungen wie
Überdosierungen und Kreislaufkollaps äußerst schwierig wird.
Denn Nikotin wirkt als starkes Nervengift und hat ein hohes
Suchtpotenzial. Zudem führen stimulierende Effekte wie die
Steigerung der Leistungsfähigkeit und derAufmerksamkeits- und
Gedächtnisleistung dazu, dass Pouches und Co. immer häufiger
in Schulen und Sport verwendet werden. Dies ist jedoch gerade
bei jungen Menschen besonders gefährlich, da sich das Gehirn
noch in der Entwicklung befindet.
Nikotin – Die unterschätzte Gefahr
Auch wenn die neuartigen Produkte Nikotin anstelle von Tabak
enthalten, ist eswichtig zuwissen, dass Nikotin ausTabak gewon-
nen wird und daher auch Nikotinprodukte die krebserregenden
Stoffe „Tabakspezifische Nitrosamine“ (TNSA) enthalten kön-
nen. In einer Untersuchung
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war der Gehalt dieser gefährlichen
Substanzen zwar niedriger als bei herkömmlichen Zigaretten,
aber sie wurden dennoch in der Mehrzahl der Proben eindeutig
nachgewiesen und darum als besorgniserregend eingestuft.
Einer schwedischen Studie
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zu Folge sind die Lungenkrebsfälle
zwar rückläufig, aufgrund des Konsums von Nikotinbeutel und
Co. nehmen jedoch andere Erkrankungen zu. Betroffen ist häufi-
ge die Bauchspeicheldrüse, aber auch eine erhöhte Thrombose-
neigung sowie eine Versteifung der oberen Atemwege konnte
Die Österreichische Zahnärztekammer in Kooperation
mit der Österreichischen Krebshilfe
festgestellt werden. Zudem enthalten Nikotinprodukte feine
Kristalle zur verbesserten Aufnahme des Nikotins. Diese verur-
sachen feine Verletzungen in Mund und Zahnfleisch, zerstören
Zellen in Mund, Rachen und Verdauungstrakt und führen zu
Entzündungen. Allgemein kann die Kombination vonNikotinpro-
duktenmit Zigaretten das Risiko an Krebs zu erkranken um59 %
erhöhen – Beispiele sind eine Zunahme an Krebserkrankungen
im Mund bzw. Rachenbereich.
Die Idee hinter der Initiative
der Österreichischen Krebshilfe
„Aufgrund von Gesetzeslücken war der Verkauf von Nikotin-
produkten in Österreich lange Zeit unreguliert, und auch die
Werbung dafür ist bis heute unzureichend geregelt. Infolge-
dessen kommen immer wieder Jugendliche und sogar Kinder
mit Nikotinbeuteln, E-Zigaretten und ähnlichen Produkten in
Kontakt. Aus diesemGrund setzt sich die Österreichische Krebs-
hilfe verstärkt für Aufklärung ein. Die Kampagne soll viele junge
Menschen aber auch Zahnärzt:innen auf die Risiken aufmerksam
machen, um mögliche Folgen – wie eine Krebserkrankung oder
die Zerstörung der Zahnsubstanz – zu vermeiden“, soMaria Sau-
er, GeschäftsführerinÖsterreichische Krebshilfe Oberösterreich.
Oberkieferkarzinom im Kindesalter
©
www.quintessence-publishing.comQuellen
1.
https://www.gu.se/en/news/long-term-inflammation-raises-questions-about-white-snus
2.
https://ind.obsan.admin.ch/indicator/monam/konsum-von-e-zigaret-ten-alter-15
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