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Z A H N A E R Z T E K A M M E R . A T

ÖZZ Ausgabe 2/2025

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EIN LIEBENSWÜRDIGER

SCHIMMER

Die ersten Zahnärztinnen studierten im Ausland und erkämpften sich das

Recht, ihren Beruf im Heimatland auszuüben. Dank dieser Frauen verlor die

Zahnheilkunde, so heißt es, ihren Schrecken und wurde von einem Schim-

mer von Liebenswürdigkeit umgeben.

Von Manuela-Claire Warscher

In den späten 1880er-Jahren berichteten die „Innsbrucker Nach-

richten“ kurz vor demWeihnachtsfest euphorisch über die Exis-

tenz des ersten „diplomierten weiblichen Zahnarztes“ in Tirol.

Die besagte 17-jährige Emilie Hruschka sollte jedoch nicht nur als

erste Zahnärztin Tirols, sondern vor allem als erste Zahnärztin

Österreichs in die Chroniken der Medizingeschichte eingehen.

Während man heute eine wachsende weibliche Präsenz in der

Zahnmedizin beobachten kann, war einMedizinstudium für Frau-

en trotz der verfassungsmäßig garantierten freien Berufswahl

vor 130 Jahren unmöglich. Tatsächlich wurde erst knapp vor der

Jahrhundertwende, 1897, mit Gabriele Possanner von Ehrenthal

(1860–1940) die erste Frau zur Doktorin derMedizin approbiert.

Drei Jahre später erhielten Frauen den Zugang zum Studium der

Medizin. Bis dahin wichen Frauen für das (Zahn-)Medizinstu-

dium–wie auch Emilie – nach Frankreich, in die Schweiz oder gar

nachAmerika aus. Gegen das Studienrecht für Frauen führten Kri-

tikerwie der deutscheAnatomTheodor von Bischoff (1807–1882)

vermeintliche körperliche und intellektuelle Unzulänglichkeiten

von Frauen ins Feld: „Gesetzt eine Frau besäße so viel Kraft, Si-

cherheit und Ruhe in ihren Bewegungen, um Zahnoperationen

auszuführen, so [sei] das nicht ohne eine gleichzeitige Rohheit

und Gefühllosigkeit zu denken, bei einemWeibe aber den unan-

genehmsten undwiderwärtigsten Eindruckmachenm[üsse].“ All

ihren Widersachern zum Trotz studierten Frauen Zahnmedizin,

eröffneten Zahnarztordinationen und ebnetenmit ihremMut und

ihrer Zielstrebigkeit kommenden Zahnärztinnen-Generationen

denWeg in die Zahnheilkunde. Zu diesen Pionierinnen zählen die

Österreicherin Emilie Hruschka (1870–1953) und die Deutsche

Henriette Hirschfeld-Tiburtius (1834–1911).

Zahnmedizin anno dazumal

D A M A L S & H E U T E

Klaus Riehle: Die erste Zahnärztin in Tirol und Öster-

reich. Erinnerungen der Innsbruckerin EmilieHruschka,

1870-1953. Ibera/European University Press. 2024.

ISBN: 978-3-85052-406-3.

Buchtipp

© Dr. Klaus Riehle