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Z A H N A E R Z T E K A M M E R . A T

ÖZZ Ausgabe 2/2025

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C O V E R S T O R Y

…. die Schafbäuerin, die den Lieblingsschafkäse produziert, vor ihrem Termin anruft, um zu fragen, wie viele Schafkäsegupferl

sie denn fürs Team mitnehmen soll.

…. sich mitgebrachter Kuchen und Kekse im Aufenthaltsraum stapeln.

…. der Gemeindemitarbeiter kurz vorbeischaut und fragt, ob er schnell die Kartons von der letzten Großlieferung ins Alt-

stoffzentrum mitnehmen soll, weil er eh grad amWeg dorthin ist.

…. wennman ein elektrisches Problemhat undman den Patienten, der Elektriker in der Nähe ist, anrufen kann und er in 15Minuten

grinsend dasteht und hilft.

Man arbeitet in einer Landordination, wenn …

den besonderenCharme einerTätigkeit auf demLand ausmachen.

Dabei schätze ich vor allem die vielen kleinen Gesten und Net-

tigkeiten und den freundlichen, verbindlichen Kontakt. Zudem

sind die Patient:innen viele Jahre treu, sodass ich mittlerweile

die Kinder jener Patient:innen, die selbst bereits als Kinder bei

mir waren, behandle. Die lokale Verbundenheit hat zudem auch

große Vorteile imRecruiting von ZahnärztlichenAssistent:innen,

die sich nicht nur sehr engagiert umden Ordinationsablauf küm-

mern, sondern in den meisten Fällen auch sehr gut vernetzt sind

und die familiären und sozialen Hintergründe der Patient:innen

kennen. Generell ist die Bevölkerung auf dem Land meinem Ein-

druck nach besser gelaunt, freundlicher und weniger fordernd.

ÖZZ: … und die weniger schönen?

Ameri:

Tatsächlich ist es das Interesse der Leute. Dieses Im-

Rampenlicht-Stehen kann bisweilen auch etwas anstrengend

sein – nicht zuletzt aufgrund der fehlenden Anonymität und des

„Getratsches“. Das gilt aber nicht exklusiv für Zahnärzt:innen,

Dr. Thomas Höllwarth

DDr. Minu Ameri

sondern für alle, die auf dem Land leben. Und mit der Zeit lernt

man, das gelassener zu sehen. Was die wirtschaftliche Seite

betrifft, so ist die Landbevölkerung nicht bereit, dieselben Privat-

tarifewie beispielsweise dieWiener:innen zu zahlen –wobei ich

allerdings auch derMeinung bin, dass dies durch die niedrigeren

Praxiserhaltungskosten und die gute Ausbuchung im Termin-

kalender zumindest zum Teil wettgemacht wird.

ÖZZ: Ihrer Meinung nach: Was unterscheidet die Tätigkeit in der

Stadt von jener auf dem Land?

Höllwarth:

Ich orte den größten Unterschied zwischen Stadt

und Land in der Arbeitsgestaltung, da vermutlich der Termin-

druck auf dem Land, wo es weniger Kolleg:innen im Umkreis

gibt und auch die Anfahrtswege länger sind, größer sein wird.

ÖZZ: DDr. Ameri, wie beurteilen Sie diesen angesprochenen

Zahnarztmangel auf dem Land? Welche Gegenmaßnahmen

bräuchte es?

© Konstantin Mikulitsch

© Thomas Höllwarth