Z A H N A E R Z T E K A M M E R . A T
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ÖZZ Ausgabe 3/2025
Als Jobsharing-Partner:innen betonen DDr. Birgit Burg-
staller (Ordination Letsch) und Dr. Mazin Al-Maawi (Or-
dinationStrasser) dieWeiterentwicklungsmöglichkeiten,
die dasModell für Seniorpartner:in und Jobsharing-Part-
ner:inbietet. Allerdings bleibt das gegenseitigeVertrauen
Grundvoraussetzung für das Gelingen.
ÖZZ: Warum haben Sie Jobsharing gewählt?
DDr. Birgit Burgstaller
: Nachdem ich aufgrund meiner bis-
herigen Tätigkeiten das Arbeiten in einem größeren Team ge-
wohnt war, wollte ich keine Ordination alleine führen.
Dr. Mazin Al-Maawi
: Mit dem Jobsharing-Modell konnte ich
schrittweise in die neue Aufgabe hineinwachsen – das war
mir sehrwichtig. Statt von Anfang an allein verantwortlich zu
sein, konnte ich mir in Ruhe ein Bild von der Ordination, den
Abläufen, den Patient:innen und dem Team machen. Dieser
langsame Einstieg war für mich deutlich angenehmer.
ÖZZ: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Vorteile?
Burgstaller
: Nun ich denke, dass vor allem die bestehenden
– und bewährten – Strukturen, der Einstieg ohne finanziellen
Aufwand und/oder Investitionsdruck, derFokus auf die Patien-
tenbehandlung, aber auch der unkomplizierte fachliche Aus-
tausch undWissenstransfer von Vorteil für alle sind. Was ich
besonders schätze, ist die vereinfachte Spezialisierung bzw.
Schwerpunktsetzung, wodurch natürlich auch Patient:innen
seltener zu Kolleg:innen überwiesen werden müssen.
Al-Maawi
: Einwesentlicher Vorteil ist, dass man parallel mit
dem Kollegen oder der Kollegin zusammenarbeitet. Für mich
war das besonders wertvoll, weil ich auf diese Weise viel ler-
nen konnte – nicht nur in fachlicher Hinsicht, sondern auch,
was die Organisation und das Management der Ordination
betrifft. Wir besprechen vieles gemeinsam, und durch diesen
Austausch findet man oft schneller und besser Lösungen.
ÖZZ:WelcheHerausforderungen sindmit der Jobsharingstelle
verbunden?
Burgstaller
: Nur wenn das Ziel
und der Zweck von vornherein
klar festgeschrieben werden, wird
das Jobsharing für beide Seiten
zufriedenstellend verlaufen. Es
macht nämlich einen Unterschied,
ob ein:e Jobsharing-Kandidat:in le-
diglich eine „Lehrzeit“ in einer Or-
dination absolvieren möchte, um
danach die eigeneOrdination zu er-
öffnen, oder ob sie oder er plant, dauerhaft in der Ordination
zu arbeiten. Was definitiv nicht unterschätzt werden sollte,
ist, dass Ordinationsinhaber :in und der Jobsharing-Partner:in
auchmenschlich zusammenpassen, damit das Vertrauen ge-
geben ist und jede:r auch ausreichend Freiräume hat.
Al-Maawi
: Gerade am Anfang war es eine Herausforderung,
eine klare Rollenverteilung zu finden und die Kommunikation
abzustimmen. Als jüngere:r Kolleg:in bringt man neue Ideen
und aktuelles Wissen aus der Ausbildung mit, gleichzeitig
ist es wichtig, die Erfahrung und die eingespielten Abläufe
des erfahrenen Teils zu respektieren. Gemeinsam mussten
wir herausfinden, wie wir Entscheidungen treffen, wer wann
zuständig ist, und wie wir eine kontinuierliche Betreuung
der Patient:innen sicherstellen. Das funktioniert aber nur
mit gegenseitigem Vertrauen, Offenheit und guter Abstim-
mung – genau das macht das Modell aber auch besonders
spannend und lehrreich.
Ohne Vertrauen geht es nicht
DDr. Birgit Burgstaller
© privat
C O V E R S T O R Y




